Mittwoch, 7. August 2019

Golfplätze in Kapstadt

Golfen am schönsten Ende der Welt - wenn es in Deutschland kalt und ungemütlich wird, beginnt am Kap der guten Hoffnung die Saison. Südafrikas „Mother City“ ist von Oktober bis April ein Eldorado für Golfer, Gourmets und Weinliebhaber. Rund um Kapstadt und den nah gelegenen Winelands erreicht man innerhalb einer Stunde nicht weniger als 25 Golfplätze, meist 18 Loch-, manchmal sogar 27 Loch-Anlagen wie Hermanus GC oder Paarl/Boschenmeer. Eine Handvoll 9 Loch-Kurse wie Metropolitan, Malmesbury oder Theewaterskloof runden das Angebot ab. Einen Monat lang kann der ambitionierte Golfer durchaus jeden Tag auf einem anderen Platz verbringen. Bei Temperaturen zwischen 22 – 32° und meist Sonnenschein pur sind die Tage im Südhalbkugel-Sommer lang, einzig der mitunter starke Wind (meist aus Südost) kann einem vermeintlich geraden Drive ungeahnte Flugbahnen bescheren.

Apropos Flug: z.Zt. war es noch nie so günstig, mit dem Flugzeug nach Südafrika zu kommen. Bereits ab 500 € fliegen zahlreiche Airlines nach Kapstadt. Bevorzugen sollte man tunlichst eine Fluggesellschaft, die das Golfgepäck kostenlos befördert, so z.B. der Homecarrier South African Airways. Die allermeisten Urlauber bevorzugen einen eigenen fahrbaren Untersatz, am Cape Town International Airport sind 11 Mietwagenanbieter zu finden, buchen sollte man diesen bereits in Deutschland über einschlägige Internetportale, am besten incl. der notwendigen Versicherungen und unter Ausschluss des Selbstbehalts. Auch hier sind die Tarife momentan extrem günstig, bei einem Wechselkurs von ca. 16 Rand / 1 Euro nicht verwunderlich.


Das führt uns natürlich wieder zum Thema zurück. Was kostet denn nun eine Golfrunde zur Hochsaison auf Kapstadts Plätzen? Ja, es gibt unterschiedliche Greenfees für affiliated und non affiliate Golfers. Als „normaler“ Überseetourist ist man erstmal non affiliated, d.h. ohne Mitgliedschaft in
einem südafrikanischen Golfclub. Die Spielgebühr ist 2 – 3 mal höher als die der einheimischen Clubmitglieder und kann dann im Extremfall statt 20 dann mal 60 Euro kosten. Was tun? Nun, es gibt ja das Internet. Mit Hilfe von 2 Portalen lässt sich hier eine Menge Geld sparen, golfteetimes.co.za und lastminutegolf.co.za . Die Startzeiten sind manchmal etwas restriktiv, aber zum Zeitpunkt unseres letzten Besuchs (Dezember 2018) war die Auswahl recht breit gefächert. Nach 21 Golfrunden haben wir durchschnittlich 23 € / Runde bezahlt, da waren dann auch Top-Plätze, beispielsweise Pearl Valley, Clovelly oder De Zalze mit dabei. Wer Cart oder Trolley braucht, muss natürlich extra bezahlen.

Die Vielfalt der Unterkünfte lässt einem die Qual der Wahl: Hotels, Guest Houses, Selfcatering Apartments, Logieren auf dem Weingut, von einfach bis super-luxuriös geht alles.






Die Plätze gliedere ich wie folgt (subjektive Beurteilung, jeweils günstigstes Greenfee):

Resort-Golfplätze:


Pearl Valley, Paarl 🔆🔆🔆🔆🔆 Top Ten Platz in Südafrika, gut gepflegt, leider viele nicht ausgebesserte Pitchmarken, typisches Jack Nicklaus-Design mit zahlreichen Bunkern, einigen strategisch platzierten Wasserhindernissen, sehenswerte Szenerie der umliegenden Berge, großes und modernes Clubhaus mit mäßiger Gastronomie. Cartpflicht. 1.395 Rand, ab 14:00 Uhr in der Hochsaison oft günstigere Twilight-Tarife – 995 Rand incl. Cart.

Erinvale, Somerset West 🔆🔆🔆🔆🔆 Eher etwas biedere flache Loch 1-9, dafür sind die zweiten Neun spektakulärer mit vielen ups and downs und Ausblick auf die False Bay und die Helderberg Mountains. Fest in deutschsprachiger Hand, was das golfende Publikum anbelangt. Makelloser Platzzustand. 1.350 Rand!


Arabella, Kleinmond 🔆🔆🔆🔆🔆 Tolle Lage an der Bot River Lagoon, traumhaft die Löcher 8 und 9, die wie viele weitere Bahnen riesige Bunker aufweisen. Schwächstes Loch ist die 14, ein Par 3, leider direkt an der Hauptstraße gelegen. Ebenfalls ein Top Ten Platz mit angeschlossenem 5*-Hotel, das mittlerweile zur Marriott-Gruppe gehört, als Hotelgast 960 Rand, sonst 1.450 Rand.


De Zalze, Stellenbosch 🔆🔆🔆🔆🔆 Viel bespielter Platz in den Winelands mit eigener Lodge, guter Zustand und fehlerverzeihend. Tricky die kurze Bahn 13, Par 4 über’s Wasser. Schwer zu lesende Grüns. 1.100 Rand, im Dezember gab’s ein Online Special für 450 Rand.



Steenberg, Tokai 🔆🔆🔆🔆 Inmitten eines Weinguts mit dazugehörigem Hotel im Süden Kapstadts, elitärer Touch, keine Vergünstigungen. Manchmal etwas laut, da einige Bahnen entlang der Straße verlaufen. 1.350 Rand.





Devonvale, Stellenbosch 🔆🔆🔆🔆 Ebenfalls mit Weingut und Hotel, schön Loch 2 und 3, beides recht kurze Par 5‘s mit guten Birdiechancen, linkerhand der Blick auf die Weinberge. Online 420 Rand, ab Januar 700 Rand.





Boschenmeer, Paarl 🔆🔆🔆 Ein an sich sehr interessanter Platz, abwechslungsreich und immer ist der Blick auf die umliegenden Berge gegeben. Die dritten Neun des Boschenmeer Estate wurden in die 18 Loch des Paarl Golfclubs integriert. Die Platzpflege war leider nur durchschnittlich, Greenfee je nach Anbieter zwischen 275 – 450 Rand.

Langebaan 🔆🔆🔆 Sehr weit draußen an der Westküste ca. 1,5 h Fahrt von Cape Town, flacher Resortplatz in der Nähe der Lagune. Die Fairways leiden etwas unter dem Entenkot und sind rings rum mittlerweile doch recht stark bebaut. Online ab 205 Rand.

Silverstrand, Robertson 🔆🔆🔆 Genauso weit von Kapstadt entfernt an der Route 60 gelegen. Falls man mal abseits von allem auf einem sehr wenig frequentierten Platz spielen möchte, ist man hier richtig. Trotz weniger Höhenunterschiede mit Trolley schwer zu laufen, da das Kikuyu-Gras extrem dicht steht. 225 Rand.



Atlantic Beach, Melkbosstrand 🔆🔆 Die Enttäuschung des Jahres. Vor 10-15 Jahren ein gut gepflegter Platz mit tollen Blicken auf den Tafelberg nördlich der Metropole. Immer schwer, immer im Wind, sämtliche Fynbos-Flächen links und rechts der Bahnen sind als No go-areas gekennzeichnet und als seitliches Wasser (neu: penalty area) zu behandeln. Hier ohne Ballverlust vom Platz zu gehen, ist fast unmöglich. Leider haben sich die Fairways von der Dürreperiode 2017 in keiner Weise erholt, es gibt viele graubraune Flächen ohne einen einzigen Grashalm. Sehr schade. 395 Rand online, selbst dieser Preis ist zu hoch.

Stadtteil- und Stadt-Golfplätze:


Clovelly 🔆🔆🔆🔆🔆 Das Nonplusultra aller Plätze im unmittelbaren Einzugsgebiet der Stadt. Interessantes Layout, hervorragende Platzpflege, tolle Kulisse, ohne Straßenlärm, freundliches Personal, gut sortierter Proshop. Besser geht’s kaum. Wenn man nur einen Platz hier spielen kann/will, dann Clovelly. 340 Rand, ab Januar 610 bzw. 920 Rand am Samstag.

Hermanus 🔆🔆🔆🔆🔆 Vor einigen Jahren um 9 auf 27 Löcher erweitert, am Rande der Walhauptstadt Südafrikas. Teils einfach, teils trickreich, einige Bahnen führen durch enge Waldschneisen, manchmal flach, manchmal hügelig, der Platz ist nie langweilig, immer in einem guten Zustand. Es kann in Hermanus auch im Sommer empfindlich kühl sein, hier fällt öfter mal ein Schauer und mit viel Pech steht man im Nebel. 540 Rand, von Mitte Dezember bis Mitte Januar teurer und keine Internet Specials.

Westlake 🔆🔆🔆🔆 Leider führen einige Bahnen entlang der viel befahrenen M42, darum ist der Golfplatz manchmal etwas dem Straßenlärm ausgesetzt, entschädigt wird man durch den Blick auf die Berge des Silvermine Nature Reserve und den guten Zustand der Anlage. 255 – 450 Rand zzgl. 20 Rand „water levy“.

Somerset West 🔆🔆🔆🔆 Der Platz wurde 2017/2018 an 12 Löchern komplett umgebaut und neu angelegt, die ersten Neun haben nach wie vor Parkland-Charakter, die zweiten Neun sind fast baumlos im Links-Course-Stil. Die Renovierung ist so gut wie abgeschlossen, die Grüngeschwindigkeit zwischen alt und neu noch etwas unterschiedlich (die neuen Greens sind megaschnell), von allen gespielten Plätzen ist Somerset West GC die positive Überraschung und mit einem Greenfee von 240 Rand unser Preis-/Leistungssieger!

King David Mowbray 🔆🔆🔆🔆 Zwar liegt der Platz an der N2 und wird von einer Bahnlinie geteilt, trotzdem macht die Runde hier Spaß und der Lärmpegel ist zurückhaltender als auf dem Schwesterplatz Rondebosch. Die Platzpflege ist top, spielenswerter Platz mit schönen Ausblicken auf den Tafelberg. 275 Rand.

Milnerton 🔆🔆🔆🔆 Links-Course, 9 Loch mit dem SO-Wind out, Halfway gibt’s dann am anderen Ende des Platzes 2 km vom Clubhaus entfernt, 9 Loch gegen den Wind in – das kann dann schon mal die golferische Hölle sein und den schönen Anfangs-Score verblassen lassen. Den besten Blick auf die City Bowl und den Tafelberg gibt’s am 3. Abschlag, auf Bahn 6 und 12. Im Dezember 350 Rand, ab Januar 595 Rand, zu diesem Preis gibt es Startzeiten entweder bis 7:15 Uhr (!) oder ab 13:38 Uhr (dann aber meist mit Sturmstärke).

Stellenbosch 🔆🔆🔆 Hier spricht man deutsch, viele Rentner aus DACH, für eine günstige Runde ab 290 Rand ok, am interessantesten sind Bahn 6 und 8 mit Blick auf die Weinreben, die Löcher 9, 10 und 11 liegen leider nah an der R44 und sind dementsprechend laut.





Durbanville 🔆🔆🔆 Recht gut gepflegter Parkland-Platz im Nordosten Kapstadts, manchmal ein wenig eintönig wegen vieler parallel laufender Fairways. Aber Achtung: wer den Anstieg zum 7. Grün im Golfclub Brilon kennt, sollte gewappnet sein. Durbanville kontert mit einer Alpinisteneinlage an Loch 14, einem Par 4 - zum Grün geht’s hier noch steiler hoch! I.Ü. die schnellsten Greens am Kap. 275 Rand.

Bellville 🔆🔆🔆 Ein hügeliger Platz nicht weit von Durbanville entfernt mit sehr schönem Baumbestand. 9 von 18 Abschlägen muss man erklimmen, belohnt wird man dann oft mit Drives ins Tal. Leider zerschneiden zwei Straßen die Anlage im Welgemoed Valley, trotzdem eine gute Alternative, Startzeiten und ein günstiges Greenfee (ab 199 Rand) bekommt man hier eigentlich immer.

Royal Cape 🔆🔆🔆 Einer der ältesten Plätze des Landes stand dieses Jahr nicht auf unserer Agenda, mit 520 Rand Greenfee für das Gebotene eigentlich zu teuer. Der Parklandkurs im Stadtteil Ottery bietet wenig Abwechslung und erscheint doch relativ langweilig. Das Clubhaus ist „very british“.

Strand 🔆🔆🔆 Küstennah, windig, laut, Bäume mitten auf den Fairways, Wassergräben, Ausgrenzen. Der Platz macht’s dem Durchschnittsgolfer nicht einfach, die Platzpflege ist allerdings gut und wer zwischendurch ein schweres und trickreiches Loch nicht scheut, der kann hier im gleichnamigen Küstenort durchaus Spaß haben. 325 Rand.




Worcester 🔆🔆🔆 Am Rande der kleinen Karoo findet sich der von Gary Player re-designte Platz mit leichtem Halbwüsten-Feeling, aber auch einigen Wasserhindernissen. Aufgrund der Topographie der Löcher 11, 12 und 13 empfiehlt sich ein Cart, ein Viererflight zahlt nur 250 Rand p.P. incl. shared Cart. Wenn’s am Kap mal regnet und stürmt, dann ist Worcester eine sehr gute Option mit sommerlicher Schönwettergarantie.





















Rondebosch 🔆🔆🔆 Er könnte so schön sein, Rondebosch… - interessantes Layout, viele alte Bäume, ein ansprechender Parkland-Course. Leider sprechen 3 Dinge dagegen: die Lage, der stinkende Fluß und die Platzpflege. Eingekeilt zwischen Schnellstraßen und Ausblicke auf unattraktive Gebäude und Fabriken machen die Anlage laut und unattraktiv. Zudem zieht sich der vermüllte Swart Rivier, der mehrfach überspielt werden muss, durch’s Gelände und verbreitet unangenehme Gerüche. Auch die Fairways sind nicht immer im allerbesten Zustand. Trotzdem ist der Platz gut gebucht und lebt eigentlich nur von der Tradition. Halfway nach 8 oder 10 Loch! Ab 255 Rand.

Kuilsriver 🔆🔆 Viele Hochspannungsleitungen durchziehen die Anlage, die zwischen Kapstadt und Stellenbosch liegt. Schlechte Platzpflege. 200 Rand.







Parow 🔆🔆 Platz für die locals, very basic, wenn samstags mal gar nichts anderes geht, kommt man hier immer noch unter. 190 Rand WT, 225 Rand WE.










Falls einem mal nicht nach Golf ist, dann kann es nicht langweilig werden: Tafelberg, Kaphalbinsel, Harbourfront, Kirstenbosch Gardens, die Strände, Weingüter, Township Touren, Helikopterflüge, Malayenviertel, Restaurants, Märkte, Surfen, Whale Watching und und und… Es gibt viel zu tun in und um Kapstadt, und natürlich im ganzen Land. Nicht umsonst wirbt man hier mit „one world in one country“.













17 Tage Rundreise und 10 Tage am Kap